eDidaktik-Fachtagung – der Wind treibt das virtuelle Boot weiter an!

Es ist jetzt schon sehr lange her, dass ich einen Blogeintrag verfasst habe – das Buch das ich gerade lese – Cuba Libre, von Yoani Sanchez, eine Nachreflexion meines heurigen Sommers, motiviert mich über die letzten Tage  online nachzudenken. In einem Land wie Kuba zu wohnen, wo es für viele Teile der Bevölkerung das Internet, wie wir es kennen, noch nicht wirklich gibt, ist es mit großem Aufwand verbunden, diese Barriere zu überwinden und zur Bloggerin zu werden – das kurzweilige Buch schildert viele kleine Szenen in einem mühsamen Alltag in einem repressiven System.

Obwohl es für mich ganz angenehm war mal kurze Zeit einen „digital detox“ vorzunehmen  habe ich stark gemerkt wie sehr es vielen ein Anliegen wäre an der großen Internet-Community teilzunehmen, auf Informationen einfach zuzugreifen, sich mitzuteilen – interessant ist für mich, wie hierzulande im digitalen Überfluss schon gegenteilige Tendenzen bemerkbar sind – weg vom bösen Online hin zu den wahren Werten – einem realen Gegenüber – also ob sich das ausschließen würde – die Tagung war wieder ein erfrischendes Aufzeigen, dass es hochmotivierte LehrerInnen gibt, die nicht in die allgemeine Suderei über böse Bits und Bytes einfallen.

Meine Leidenschaft liegt beim Erkunden des Potenzials, das unsere technischen Errungenschaften aufweisen. Noch viel spannender ist es, dieses Potenzial anderen zu erschließen – ich denke, hier liegt auch meine Hauptleidenschaft als Pädagoge – und diese Leidenschaft teilen alle, die sich ein paarmal jährlich zu den österreichweiten eLearning-Veranstaltungen treffen. Wenn man bedenkt, dass Österreich über 120.000 LehrerInnen hat, ist es umso bedrückender festzustellen, dass solche Veranstaltungen immer dieselben erreichen – das sind vielleicht in Summe – ich lehne mich jetzt bewusst etwas raus, 2000 LehrerInnen, die sich zur Thematik eLearning austauschen. Der Vorteil liegt für mich eindeutig darin, dass ich die Community treffe, das eine oder andere Wort mit jemanden teilen kann, ich interessante Diskussionen auf Augenhöhe führen darf und nach wir vor – vielleicht für mich der entscheidendste Punkt – ein hohes Maß an Motivation bei den TeilnehmerInnen vorliegt.

Was ich nicht verstehe ist die Kehrseite: warum gibt es so viele Gründe die anscheinend dagegensprechen Lernprozesse unter Einsatz neuer Medien positiv zu begleiten. Da gibt es Hirnforscher die sich für Marketingzwecke herablassen unwissenschaftlich zu werden, viele Argumente von KollegInnen die neue Tendenzen vom Tisch wischen wollen mit der Begründung dass man jetzt an ganz anderen Sachen arbeiten muss bevor man mit diesen SchülerInnen die wir haben überhaupt die nächsten Schritte wagen könne – digital detox als Präventionsmaßnahme, letztendlich eine eindrucksvolle Darstellung der digital divide.

Wenn ich mir die Eröffnungs-Keynote anhöre und von einer – tatsächlich nicht wirklichen Fachfrau Nationalratsabgeordnete sagen lassen muss, dass ich als Pädagoge aufzupassen habe, dass  die Welt nicht nur aus eLearning besteht und ich das auch wirklich eindringlich meine SchülerInnen kommunizieren soll, ist das für mich eine persönliche Beleidigung – als ob ein einziger der anwesenden TeilnehmerInnen im Plenum meinen würde, dass es nur die elektronische Ebene gibt, mit der SchülerInnen  lernen können – das weist auf ein hohes Maß an Ignoranz hin – harte Worte, ein Vorwurf – aber nicht an eine einzelne Person adressiert sondern an … wen nun – vielleicht der Lethargie – die es viel einfacher macht sich mit bestimmten Argumenten der Auseinandersetzung zu entziehen.

Ich möchte für mich festhalten, dass diese Veranstaltungen eigentlich die Highlights des Jahres sind. Es geht nicht nur um die Vorträge – manche sind exzellent, manche berühren meine Themen nicht unbedingt, aber alle haben eines gemeinsam – sie werden von engagierten Persönlichkeiten  vorgetragen, die sich seit Jahren mit eLearning auseinandersetzen – ausprobieren, scheitern, wieder ausprobieren, besser scheiten, aber sich auf den Weg gemacht haben. Das sollte Anspruch für alle Pädagogen sein – wir leben nun mal in einer Welt der Vielfalt und zahlreicher digitaler Berührungspunkte – das Aufzeigen von Grenzen kann nur durch eine Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgen.

Anhand vieler Einzelgespräche lässt sich feststellen – eLearning ist gut verankert und obwohl es nicht mehr die neue Einstiegsdroge ist – in Österreich haben wir nunmehr 11 Jahre eLearning-Erfahrung in verschiedensten Schultypen, wofür uns viele andere Länder Beachtung schenken – ist die Community so aktiv wie am ersten Tag. Es gibt neue Produkte, Kommerzialisierungstendenzen aber auch Potenziale – wer soll das einordnen und reflektieren und an unsere eigentliche Zielgruppe – SchülerInnen – weiterkommunizieren, wenn nicht Fachexperten die sich damit auseinandersetzen müssen?

Alleine das Vestehen des Entwicklungsprozesses von ersten Schritten der jungen Technologie Internet zur ersten Vermarktungswelle, zur Demokratisierung durch Web 2.0, Social Media und Re-Kommerzialisierung durch Freemium-Modelle muss begleitet werden. Ich sehe es als meine Aufgabe meinen SchülerInnen die Gesamtübersicht zu bieten und zu versuchen alles in einen Kontext zu setzen, so gut es eben geht.

Übrigens ändern sich die thematischen eLearning-Schwerpunkte von Jahr zu Jahr – waren es zu Beginn Lernplattformen, später Lerninhalte (Pakete) – interessanterweise meinen manche Konzepte die 10 Jahre alt sind, jetzt wieder als das „Neue“ zu verkaufen – waren später didaktische eLearning-Konzepte und Ausprägungen wie game-based Learning das Thema, in den letzten Jahren die Kompetenzorientierung, jetzt selbstverständliche der Einsatz von mobilen Endgeräten wie Tablets und damit verbunden die gesamte Apps-Thematik.

Die Frameworks die genutzt werden (eLearning-Plattformen), sind zunehmends komplex, Apps sind hier ein willkommener Ansatz gewisse Arbeiten wieder zu vereinfachen.

Ein ganz neuer und sehr spannender Trend der noch erwähnt werden will liegt derzeit bei den OpenBadges.

Mein positives Resumee auch dieser Veranstaltung ist, dass, obwohl das bm:ukk viele Projekte unterstützt aber Top-Down-Modelle und seien es auch nur Vorschläge selten auf breiter Basis implementierbar sind, auch wenn sie auf Freiwilligkeit fußen, diese Community genau das gegenteilige Konzept pflegt – den Austausch von Informationen, die Vernetzung von Projekten und Menschen, die daraus resultierenden Synergien. Auch wenn das an der eigenen Schule nicht immer erkennbar ist – man fühlt sich dann nicht mehr so allein – das alleine ist für mich Motivation genug diesen Weg weiterzugehen, ähnlich wie Yoani.