Vorab gleich mal auf den Punkt gebracht: die Arbeit mit digitalen Medien erfordert unabdingbar einen kompetenzorientierten Zugang – das Erproben von Software-Produkten, Kommunikations-Szenarien, Technologien ist inzwischen leicht möglich und ist Arbeit im unmittelbaren Tun – Kompetenzentwicklung durch Auseinandersetzung und Erfahrung.
Um diese Kompetenzen zu überprüfen und im Lernprozess auch zu dokumentieren ist ein neuer Zugang zum Unterricht und Lernen erforderlich – hier sind noch viele PädagogInnen verunsichert da zwar die Kompetenzorientierung und deren Dokumentation zukünftig verpflichtend eingefordert wird, dieser Begriff aber auch bereits zum Unwort degradiert ist, da im Bildungsbereich allgegenwärtig aber oftmals sehr implizit in Aufgabenstellungen enthalten.
Dabei wäre es relativ einfach und der Grundgedanke ist leicht nachvollziehbar: keine Schulnoten mehr, sondern Kompetenzbereiche, die im Ausbildungsprozess erarbeitet werden. Alle Berufsfelder weisen Kompetenzfelder auf, die benötigt werden um arbeitsfähig zu sein. Wer diese Kompetenzfelder definiert ist leider noch offen. Im Bereich des Schulwesens gibt diese der Lehrplan vor. Hier wird auch die Operationalisierung leicht sichtbar. Durch beschreibende Aussagen im Stil von „Ich kann“-Formulierungen (z.B. Ich kann Schriftstücke ÖNORM-gerecht entwerfen) werden und wurden für unterschiedlichste Fächer Kompetenzen formuliert, deren Erwerb über sogenannte „prototypische Beispiele“ überprüft werden. Alles ist bereits online verfügbar (siehe dazu z.B. http://bildungsstandards.berufsbildendeschulen.at), leider oftmals nur implizit in Unterlagen enthalten (http://www.bifie.at), sei es als Inhalte von Schulbuchverlagen oder Handreichungen mit Beispielsammlungen zu verschiedensten Themenbereichen.
Auf Betriebe umgelegt bedeutet Kompetenzentwicklung bei Mitarbeiter/innen: zielgerichtetes Arbeiten an verschiedenen Kompetenzen um ein Anforderungsprofil zu erarbeiten bzw. zu erfüllen.
Der kompetenzorientierte Ansatz benötigt deshalb keine Noten, da es eben um Entwicklungsbereiche handelt, die man kann oder nicht. Zukünftig werden Pädagog/innen den Kompetenzerwerb von Schüler/innen dokumentieren müssen, elektronisch oder handschriftlich in Listenform. Viele bevorzugen bereits die digitale Ebene – dafür gibt es auch kostenfreie wohldurchdachte Lösungen.
Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt: jenen der Selbstreflexion. Durch das permanente Auseinandersetzen mit dem eigenen Standort im Bildungsprozess und der Entwicklungspotenziale kann gehofft werden, dass dadurch die eigene Ausbildung reflektiert und positiv begleitet werden kann. Wir reden hier oft von Lerntagebüchern, ePortfolio-Arbeit, Lernagenden und der permanenten Auseinandersetzung mit dem eigenen Bildungsprozess durch selbst- und fremdreflexive Elemente.
Die Softwarelösungen zur Begleitung dieser Möglichkeiten gibt es bereits (siehe dazu z.B. http://www.exabis.at). Leider eilt hier die technische Entwicklung der Verankerung nach wie vor voraus. Erst wenige innovative Interessierte setzen sich bisher mit diesen Entwicklungen auseinander.
Auch auf internationaler Ebene gibt es bereits solide Lösungen zur Dokumentation und zum Austausch von Kompetenzen (http://asn.jesandco.org)– auch diese Lösungen fristen ein gewisses Schattendasein, da die Wahrnehmung dafür anscheinend noch zu unwichtig ist.
Um eine Vergleichbarkeit von Kompetenzbereichen auch auf internationaler Ebene zu gewährleisten, was sicherlich das Ansinnen von vielen Bildungsinstitutionen ist, muss trotzdem noch eine starke Bewusstseinsbildung zur Thematik erfolgen. Gefragt sind hier Institutionen mit einer guten Disseminierungsmöglichkeit.